2023
Wir sind turbulent mit einem heiß diskutierten Thema ins Jahr gestartet: Gendern! In einigen Bundesländern wurde das Gendersternchen bereits verboten – für uns Grund genug, um mal die Frage zu stellen: »Wer ist die wahre Sprachpolizei?« Und na klar: Wir inkludieren weiterhin alle Menschen in unserer Sprache, wir lieben unseren Genderstern! Dazu haben wir uns auch intern weitergebildet und uns mit der großartigen Julia Monro, einer queeren Trans*-Aktivistin, über Gender und Trans*inklusivität ausgetauscht. So wichtig! Auch Körperwahrnehmung und -bilder spielen da mit hinein. Das hat Canal Ataman uns erklärt – und mit uns über Körpermerkmale, Selbstwahrnehmung und Body Acceptance gesprochen.
Als PINKSTINKS bemühen wir uns immer, aktuelle Meldungen und Geschehnisse in unsere Arbeit zu integrieren – es gibt aber auch Themen, die immer wieder aufs Neue beleuchtet werden müssen. Sexismus ist gesellschaftlich einfach so fest verankert, dass wir das immer wieder offenlegen müssen. Ein alltagsnahes Beispiel dafür ist z.B. die Sexualisierung von weiblich gelesenen Nippeln. Aussehen, Kleidung und der öffentliche Raum sind so wichtige Baustellen im Kampf gegen Sexismus. Auch noch im Jahr 2023!
Am 16. Februar 2023 gab es was zu feiern: Wir haben uns einmal mehr neu verbündet und sind seitdem Teil des Bündnisses »Gemeinsam gegen Sexismus« geworden, das Bundesfrauenministerin Lisa Paus in Berlin gestartet hat. Denn Zusammenhalt ist wichtiger denn je!
Am 8. März trugen wir unsere Forderungen auf die Straßen: am feministischen Kampftag! Zusammen mit Verbündeten wie Jochen Schropp, Kristina Vogel, Raul Krauthausen, die Teil unserer Kampagne waren, haben wir darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig gleichstellungspolitische Themen sind. Denn: Noch 131 Tage bis zur Gleichberechtigung sind einfach viel zu lange! Wir haben klar gemacht: Es braucht so viel mehr politische Veränderung! Zum Beispiel, was den Paragraf 218 angeht. Der muss aus dem Strafgesetzbuch raus, sofort, denn er kriminalisiert Schwangerschaftsabbrüche seit dem Kaiserreich und ist einfach nur diskriminierend und überholt!
Außerdem haben wir uns mit Esra Karakaya gefragt: »Wo sind eigentlich die Frauen in den Medien?« Warum es im Verhältnis so wenige weiblich gelesene Expertinnen, Quiz-Masterinnen, Heldinnen und Tierfiguren gibt, wieso das problematisch ist und dass es auch anders geht, erklärt uns Esra im Video.
»Ohne toxische Männlichkeit wäre die Welt ein besserer Ort«, erzählte uns Fikri Anıl Altıntaş im April. Er widerlegte Klischees über Männer und Männlichkeit für uns. Damit stellt sich auch die Frage: »Können Männer aber Feministen sein?« Wir meinen: Ja! Sie sollten sogar.
Es ist absurd, dass Erlebnisse von Frauen und FLINTA* für eigene Werke vereinnahmt werden – vor allem wenn Mann (looking at you, Benjamin von Stuckrad-Barre) selbst jahrelang von patriarchalen Strukturen profitiert hat. Dieser Fall hat uns so wütend gemacht, dass wir das Thema für uns und euch einmal eingeordnet haben.
Im Mai haben wir uns viel mit Gaslighting bzw. gesellschaftlichem Gaslighting beschäftigt. Denn auch psychische Gewalt gilt es viel öfter in den Blick zu nehmen und Menschen vor menschenfeindlichen, rassistischen und trans*feindlichen Angriffen zu schützen! Für uns ist ganz klar: Bei uns gibt es keinen Kuchen für TERFS! TERFS, das sind trans* Personen ausschließende radikale Feminist*innen, die 2023 viel Stimmung gegen das neu verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz gemacht haben.
Es folgte ein wundervolles Highlight: Im Mai durften wir euch endlich präsentieren, woran wir so lange geschraubt haben: Unsere neue Tasse im Familiendesign! Welches Release-Datum wäre da passender als der »Internationale Tag der Familie« am 15. Mai?! Bei einer Tasse eures liebsten Heißgetränks lässt es sich schließlich prima besprechen, welche Familienkonstellationen es, abgesehen vom klassischen Mama-Papa-Kind-Modell, noch gibt: Ein Papa mit zwei Kindern zum Beispiel. Zwei Mamas mit einem Kind. Oder das Paar von Gegenüber, das keine Kinder hat – dafür aber einen zotteligen Hund. Ein Thema, was uns sehr am Herzen liegt, denn: Familie ist, was ihr draus macht. 💜
Im Mai kam aber dann auch endlich: unsere 5. Staffel Gender Sketche! Wir haben uns so sehr gefreut. Und wir waren super froh, dass ihr die Sketche so gerne gesehen und so viel geklickt habt! Das freut uns sehr, denn humorvolle Aufklärung zu Sexismus ist mittlerweile fester Bestandteil unserer Arbeit.
Am 25. Mai 2023 veröffentlichte Shelby Lynn Vorwürfe gegen Till Lindemann – und brachte damit einen Stein ins Rollen. Immer mehr Vorwürfe gegen den Frontmann von Rammstein zeigten: Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Flinta* hat in Deutschland System! Wir haben ein Zwischenfazit zur deutschen #metoo-Bewegung mit detaillierten Quellen gezogen.
Nils Pickert nahm für uns den Mythos um »Einzelfälle« im System Machtmissbrauch detailliert in den Blick. Dieser Fall hat uns aber auch gezeigt: Wir brauchen einen langen Atem und endlich Reformen im Justizsystem!
Wir haben aber auch Kritik einstecken müssen: Zu unserem Content über Pornokonsum. Wir sind so froh, eine so tolle und kritische Community zu haben – weshalb wir uns das super wertvolle Feedback sehr zu Herzen nehmen.
Der tolle Max Richard Leßmann schrieb für uns über Männer und Depressionen, inklusive eines wunderbaren Videos, in dem er unter anderem über die Angst vor Therapie, Klischees rund um das Thema Depression und seine Kunst sprach – wofür er tausende Herzen von euch und viele liebe Kommentare erntete.
Wie jedes Jahr folgte dann aber erstmal eine Sommerpause, um wieder Kraft zu tanken und im Hintergrund schon einmal an Dingen zu arbeiten, die im Alltag zu kurz kommen. Ganz still wurde es um uns natürlich trotzdem nicht: Es hat uns riesig Spaß bereitet, unsere beliebtesten Inhalte neu für euch aufzubereiten. Über unsere PINKClassics haben sich viele von euch sehr gefreut.
Die deutsche #metoo-Debatte rund um Männer, die ihre Macht missbrauchen (wie u.a. Till Lindemann) beleuchteten wir im August noch einmal aus anderer Perspektive: Nils Pickert schrieb über die Strategie der Frauenverunsicherung und die Ausstellung WAS MACHT MACHT in der qvart Gallery in Hamburg, zu der wir drei Beiträge zum »System Einzelfall« beisteuern durften, rückte das Thema in den Fokus. Das war so super toll, wir würden gerne immer mit euch zusammen kunstvolle, aktivistische, kritische Ausstellungen organisieren und darin mit euch diskutieren! Wie toll das war!
Im September haben wir nicht nur unsere Sehgewohnheiten, sondern auch unsere binäre Geschlechterwahrnehmung von Männern und Frauen hinterfragt. Leider findet auch auf unseren Bildschirmen viel Sexismus statt. Deshalb haben wir euch im Newsletter unsere Lieblingsserien verraten und mit Maximilian Mundt ein viel geklicktes Video zum Thema produziert.
Zum Safe Abortion Day haben wir für Aufmerksamkeit und Aufklärung rund um Selbstbestimmungsrechte und Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland gesorgt. Die sind nämlich immer noch illegal – dank eines verstaubten Paragrafen aus dem alten Preußen. Wir sind dabei kreativ geworden, auf Social Media. Denn ein Gesetz, das zu Zeiten, zu denen es noch keine Elektrizität gab und 12-Stunden-Arbeitstage völlig normal waren, ist doch einfach längst überholt, oder?
Auch im Oktober ging es um die Neuverhandlung von Selbstbestimmungsrechten. Wir haben uns mit dem Selbstbestimmungsgesetz auseinandergesetzt, Informationen aufbereitet und Petitionen dazu geteilt.
Im Oktober haben wir aber auch über ein Phänomen geschrieben, das viele Frauen und Flinta* ein Leben lang begleitet und oft nicht ernst genommen wird: ADHS – Das haben doch nur Jungs, heißt es dann so oft. Bei uns hieß es: Wir brauchen mehr Aufklärung und Support.
Unsere Fundraising-Leitung Ulrike schickte euch im November einen der Newsletter mit den allermeisten Reaktionen, die wir jemals aus unserer Community bekommen haben. In »Wo drückt das Sternchen?« schrieb sie über Gendernverbote und Sprachgebrauch – und rief damit begeisterte Reaktionen bei vielen von euch hervor. Wir haben euch auch nach Formulierungshilfen und Gender-mit-Sternchen-Problemen gefragt – und schätzen den Austausch darüber mit euch nach wie vor sehr! Die Gender-Rubrik in unserem Newsletter wurde daraufhin ins Leben gerufen und wir lieben sie!
Im November hat Christiane Kolb für uns laut darüber nachgedacht, was erziehenden Personen im Alltag gegen Stereotype hilft, wie geschlechtergerechte(re) Erziehung funktionieren kann und in welche Klischee-Fallen sie selbst immer mal wieder tappt. Eine Zusammenarbeit, die uns mal wieder den Hut ziehen und wertschätzen ließ, mit was für tollen Menschen wir zusammenarbeiten dürfen! Einer dieser tollen Menschen ist auch Raul Krauthausen, mit dem wir ein lang ersehntes Videoprojekt verwirklichen konnten: Kinderbücher analysieren! Wie gerecht sind Conni, PAW Patrol & Co eigentlich wirklich?
Und dann kam da ja noch dieser knallig pinke Film in die Kinos, der Leinwände, Foren und Titelseiten übernahm: Barbie! Wir haben uns kritisch mit diesem Hype auseinandergesetzt. Und dann kurzerhand selbst einen Film gedreht.
Nachdem wir bereits einen Film über die Vulva gemacht hatten, haben wir uns vorgenommen, noch einen Film über den Penis zu machen – und das mit 10 x Wissenschaft + Offenheit + Respekt! Und wie großartig das geworden ist!
Im November wurden wir außerdem mit einem unserer Gender-Sketche unter 187 Einreichungen für den Juliane Bartels Preis nominiert, das war so ein tolles Gefühl! Unsere Vorständin Lara und Jendrik, unser Lieblings-freier Kameramensch und Cutter, hatten bei der Preisverleihung einen tollen Abend. Die anderen Einsendungen waren so toll, allein dass wir nominiert waren, freut und ehrt uns sehr.
Im November habt ihr euch (und wir selbst uns genauso) spontan schockverliebt in Arianes Newsletter über »wohlwollenden« Alltagssexismus und vergiftete Komplimente. Wir haben selten so viel Rückmeldung auf einen Newsletter bekommen und so oft gelesen »Du sprichst mir aus der Seele!«. Wir haben ein paar Tipps gesammelt, wie sich sexistische »Komplimente« vermeiden lassen. Habt ihr euch schon für unseren Newsletter angemeldet, der euch mit hinter die Kulissen nimmt und euch mit allen wichtigen Infos versorgt? Falls nein, meldet euch schnell hier an!
Zum krönenden Abschluss war der Dezember ein voller Erfolg! Zuerst hat Alexandra Zykunov über das Wochenbett auch uns die Augen geöffnet und wir haben viel von ihr gelernt. Zum Beispiel ist der Schlafmangel im ersten Babyjahr mit einem Blutalkeholgehalt von 0,5 Promille zu vergleichen. Autofahren nein, Baby verantworten ja. WTF?! Das Thema wurde so aus feministischer Perspektive bisher kaum beleuchtet. Wir haben uns sehr darüber gefreut, wie begeistert ihr das Video kommentiert, geteilt und uns Feedback gegeben habt!
Und dann kam auch noch die 6. Staffel unserer legendären Gendersketche! Der Clip »Eine typische Chefin« ist bisher unser erfolgreichster Sketch, wie toll! Schaut ihn euch an, teilt ihn, schickt ihn an Kolleg*innen. Ihr wollt bei der Arbeit das Thema Gleichberechtigung anbringen? Der Sketch eignet sich hervorragend als erster Schritt in eine wichtige Diskussion. Wir haben auch in Staffel 6 wieder Rollen getauscht und sind humoristisch in die Berufswelt eingetaucht – in eine Welt, in der Frauen die Männerquote ablehnen und Männer zu wenig Chefin sind. Ihr wart begeistert und Staffel 6 wurde die bisher erfolgreichste! Gleichzeitig wurde unser Menstruations-Sketch mit Text von Jovana Reisinger überall aufgeführt, wo Menschen über Rollenklischees und vermeintliche Tabuthemen lachen wollten.
Unser wichtiges Projekt zum Thema Verbraucher*innenschutz, die Werbemelder*in, war ganzjährig fester Bestandteil unserer Arbeit.
Neben den über 1.000 Einsendungen aus dem ganzen Bundesgebiet, von denen mit 55% mehr als sexistisch gewertet wurden als im Jahr zuvor, verdeutlichten all die Anfragen zum Thema Sexismus in der Werbung und in den Medien den dringenden Bedarf nach Einordnung und Bildung. Wir konnten helfen.
Obwohl wir 2023 so viele tolle Inhalte mit so vielen grandiosen Menschen verwirklichen konnten, fanden wichtige Teile unserer Arbeit im Hintergrund statt: Da wäre zum Beispiel die Beratung für Privatpersonen, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, mit der wir viele Menschen unterstützen können. Die vielen Mails und Anfragen. Die ganzen Aufführungen unserer Theaterstücke an Schulen durch Jamie und Lara, unseren wundervollen Vorständinnen und Theaterpädagoginnen. Die vielen Kooperationen und die wichtige Arbeit in Bündnissen, mit so vielen tollen feministischen Organisationen. Die Presseanfragen und Workshops. Die Arbeit an Organisationsentwicklung, Fundraising und Strategie – alles unerlässlich für spendenfinanzierte Organisationen wie PINKSTINKS, um in diesen herausfordernden Zeiten arbeitsfähig zu bleiben.
Die vielen Herzen in euren Mails an uns, die tausend Nachrichten nach Newslettern – ihr habt unser Jahr 2023 so großartig gemacht. IHR habt es uns ermöglicht, diese tollen Sachen zu erleben, weiter zu wachsen und diese so wichtigen Themen zu beleuchten. Danke für ein so großartiges Jahr mit euch allen! Wir machen weiter, denn es braucht PINKSTINKS mehr denn je. Und wir sind so froh, euch dabei an unserer Seite zu wissen! 💜