#WeAreSorryBritney: Entschuldigen reicht nicht!

Die Welt entschuldigt sich bei Britney Spears: Unter dem Hashtag #WeAreSorryBritney bitten Medien und Prominente bei der Popsängerin für jahrelange Misshandlung und Ausbeutung um Entschuldigung. 

Die neu erschienene Hulu-Doku “Framing Britney” rückt den Popstar in ein neues Licht und beschäftigt sich tiefer mit der misogynen Berichterstattung, den unzähligen medialen Hetzjagden gegen den Star und der Vormundschaft des Vaters. Die Grundlage für diese entmenschlichende Behandlung Britneys bildet eine unerbittliche, mediale Frauenfeindlichkeit: Erfolgreiche Frauen – in diesem Fall Britney Spears – werden  immer neu als “Schlampen”, “Ehebrecher*innen” oder “Verrückte” inszeniert, um patriarchale Fiktionen zu zementieren. 

Unter dem Hashtag #WeAreSorryBritney entschuldigen sich nun namhafte Zeitungen und Prominente wie “New York Times”, “US Weekly”, die Top-Journalistin Diane Sawyer und der Popstar Justin Timberlake bei Britney für die unerträglichen Medienspektakel der Vergangenheit. Gut gemeint? Wohl kaum – denn was mit Britney geschah, ist mehr als nur eine lauwarme Twitter-Entschuldigung wert. So hat eine systematische Sezierung ihres Privatlebens die komplette Berichterstattung über Jahre geprägt und für immer neue  “Skandale” gesorgt. Die Sängerin wurde gnadenlos von Paparazzi gejagt, in zahlreichen Interviews von Moderator*innen gedemütigt und von ihrem Ex Justin Timberlake, selber ehemaliger Teenistar, öffentlich als Betrügerin und Heuchlerin inszeniert. Das Unheil, die Leiden und die unzähligen Kränkungen, die dem Star widerfahren sind, können durch kein Dankeschön der Welt wieder gut gemacht werden. Vor allem nicht, wenn die Person, über die geredet wird, keine eigene Stimme bekommt. Im Falle Britney Spears liegt dies auch an der Vormundschaft, die dem Vater nicht nur Zugriff auf ihr Vermögen gewährt, sondern auch auf jegliche Interaktion mit den Medien verbietet.

Was hat es aber für diese öffentliche Entschuldigung überhaupt gebraucht? Ja richtig, eine reichweitenstarke Empörungswelle unter dem Namen #FreeBritney und unzählige prominente Stimmen, die Britney zur Seite gesprungen sind. Wir können also schlussfolgern: Hier musste erst eine immense aktivistische Arbeit erbracht wurde, ehe sich die Medien überhaupt öffentlich zu Wort gemeldet haben.

Doch nicht alle Betroffenen haben so viele Ressourcen und erfahren Support von prominenten Personen wie auch im Falle von Kasia Lenhardt – dem jüngsten Opfer einer perfiden, frauenfeindlichen Hetzjagd – oder unzähligen nicht genannten Frauen.

Wo bleiben die Entschuldigungen ihnen gegenüber??

Es wird sehr deutlich, dass erfolgreiche Frauen in den Augen der Öffentlichkeit immer noch KEIN Recht auf ihren Ruhm besitzen, jedenfalls nicht ohne diffamierende Eingriffe.

Die patriarchale Erzählung sieht es nicht vor, dass Frauen aus eigener Kraft, durch Talent und Ausdauer erfolgreich sind. Das zeigt auch das ewige Angebot von “Klatsch”-Zeitschriften, die ausschließlich von der medialen Skandalerzählung weiblicher “Misserfolge” leben.

So lange Medien die patriarchalen Fiktionen der “Schlampe”, “Ehebrecherin”, “Familienzerstörerin” kapitalisieren, brauchen wir keine Entschuldigungen. Sie können noch so pathetische Entschuldigungen publizieren, sich noch so viel Asche auf ihr Haupt schmeißen – es hilft nichts! Der Schaden wurde angerichtet und kann nicht wieder gutgemacht werden Die Verantwortlichen in den Medien werden daran gemessen werden, wie sie Britney und andere erfolgreiche Frauen in Zukunft behandeln – und wie sie deren Geschichte erzählen.

Aktueller Hinweis

In einer Anhörung vor Gericht hat Britney am Mittwoch, den 23. Juni 2021 das Ende ihrer Vormundschaft gefordert. In einer 23-minütigen Abrechnung erzählte sie, dass sie sich wütend und ausgenutzt fühle. „Ich glaube wirklich, dass diese Vormundschaft missbräuchlich ist. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich ein erfülltes Leben führen kann.“ Ein Urteil wurde am Mittwoch nicht gefällt. Hierfür müsse Britney erst in einem formellen Antrag das Ende der Vormundschaft einfordern. Danach könne eine Entscheidung getroffen werden. Mehr Infos gibt es hier.

Wie bereits im Februar solidarisieren sich unzählige Menschen, darunter auch Prominente wie Mariah Carey oder ihr Ex-Freund Justin Timberlake, mit ihr. Viele sind schockiert über ihre Aussagen und darüber, was sie die letzten Jahre durchgemacht hat.

Bild: Pinkstinks Germany e.V.

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