Wellness für Kinder?

Jetzt ist es also soweit – und Stevie hatte es mir 2013 schon angekündigt: „Wellnesseinrichtungen für Kinder (sogenannte Kids Spas) sind momentan DER Trend in den USA,

2014 wird das nach Großbritannien schwappen und 2015 werden bei uns die ersten Läden eröffnet werden.“ Manchmal ist sie mir ein bisschen unheimlich. Denn siehe da: In Düsseldorf hat September diesen Jahres das Miss Cherry Coco eröffnet. Ein Beautysalon für 5 – 12 jährige Mädchen, in dem ihnen „All die Wohlfühlprogramme geboten werden, die Mama auch kennt. Also Gesichtspflege, Handpflege und Fußpflege. Auch Geburtstagspartys und Pyjama Partys sind im Rahmen dieser Verschönerungsoptionen möglich. Pinke Träume für kleine Mädchen sollen dort verwirklicht werden. Wohlgemerkt „ohne Termindruck und Schönheitswahn“, dafür aber mit Spaß an Körperpflege. Auch weisen die beiden Gründerinnen darauf hin, dass sie die Produkte selbst herstellen und das sie selbstverständlich auch Jungen bei sich begrüßen würden – die passenden Farben wären schließlich vorrätig.

salon

Uns entspannt diese Vorstellung nicht gerade. Auf der einen Seite gilt, dass sich auch in diesem Fall Shaming verbietet. Klassische Weiblichkeit, Femininity, Spaß an Verkleidung, Körperpflege, Verschönerung und, ja genau, der Farbe Pink, sind als Wahlmöglichkeiten toll und sollten nicht problematisiert und abgewertet werden. Auch und gerade hier haben Worte wie „Tussi“ nichts zu suchen.

Auf der anderen Seite kommt es gar nicht in Frage, das Ganze einfach unkommentiert und unkritisch hinzunehmen. Ja, es ist ganz nett, dass hier biologische Produkte verwendet werden. Das ist aber nicht der Abgrenzung von den amerikanischen Spa Varianten geschuldet, sondern folgt nur weiterführend dem entsprechenden Trend.

Und wo Schönheitswahn schon angesprochen wurde: Behauptet wird das es um Schönheit, Ausprobieren und Entspannung geht. Aber kapitalisiert man hier nicht vor allem das Bedürfnis kleiner Mädchen, in ihrem Aussehen nicht defizitär zu wirken? Ist Schönheit hier wirklich etwas, mit dem Kinder ohne Druck spielerisch umgehen können, oder wird vielmehr eine pinkifizierte Normschönheit für Mädchen inszeniert, der sie zu folgen haben?

Es wäre sicher interessant, mit den beiden Gründerinnen darüber ins Gespräch zu kommen. Vielleicht besteht ja ihrerseits Interesse. Wir halten euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.

Nils Pickert