Wie spreche ich mit meiner 13-jährigen Tochter über Sex?

Wenn ihr hierauf keine klare Antwort habt, seid ihr nicht alleine. Neulich war ich nach Delmenhorst in Niedersachsen geladen, wo sich auf einem Fachtag ein ganzer Saal engagierter Menschen aus der Jugendsozialarbeit mit dem Thema Pubertät beschäftigte und schon nach dem ersten Vortrag klar wurde: Erwachsene sind nicht wirklich die, von denen Jugendliche aufgeklärt werden wollen. Was früher galt, gilt noch heute: Die BRAVO ist nach wie vor die beliebteste Quelle für die quälend wichtigen Fragen der 11-16-Jährigen. Was ist ein Orgasmus? Wie lecke ich meine Freundin richtig? Sind meine Schamlippen normal? Wie wenig emanzipatorisch die BRAVO darauf antwortet, ist euch sicher bekannt. Mädchen sollten beim Flirten schräg von unten schauen, rät BRAVO, das finden „Boys“ großartig

und deine Schamlippen sind zwar normal, aber optimaler geht es trotzdem.

Noch schlimmer ist es, wenn das Kind mit oben genannten Fragen direkt auf YouPorn landet, wo Frauen immer stöhnen und Männer immer können. Deshalb gab es auf dem Fachtag unter anderem den Vorschlag, die Kinder zur Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (echt jetzt?) oder auf „Fickt Euch!“ zu verweisen, wo sie potentiell (ganz weit unten bei Google) mit oben genannten Fragen auch hinkommen könnten.

„Fickt Euch!“ ist schon mal nicht schlecht, aber es geht noch viel besser. Viel leckerer, echter, entweder mit viel nackter Haut oder Bildern – visuellen oder sprachlichen – die die Kids in ihrer hormonellen Energie ansprechen. Das bestätigen auch die Klickzahlen. Deshalb möchte ich heute allen großartigen Sozialarbeiter*innen da draußen, die keine Zeit haben, im Netz zu stöbern, diese Liste vorschlagen. Schaut durch, was ihr euren Kids empfehlen möchtet, und schickt uns gerne Ergänzungen zu! So können wir bei Pinkstinks einen schicken Fundus an Materialtipps online stellen, auf die alle Pädagog*innen zugreifen können.

Neben dieser Liste habe ich eine geniale Empfehlung aus Delmenhorst mitgebracht. Wenn du nämlich tatsächlich selbst mit deinem Kind über Sexualpraktiken oder das Thema Sex sprechen möchtest, gibt es eine goldene Regel: Rede über Pannen. Wie du selbst immer dachtest, beim Blowjob müsste man Pusten, dich beim Sex mit dem angehimmelten Beau wie Shakira räkeln wolltest und dir dabei vorkamst wie eine arktische Robbe, wie saukomisch bescheuert diese Bilder im Kopf sind, die wir alle haben. Nimm den Ernst aus dem Mythos. Und leite deinem Kind dann einfach diese Liste weiter, damit es sich selbst informieren kann.

Natürlich bewerben wir hier erst mal unsere eigene LuLikes-SexTalk-Playliste:

„Fickt euch!“ ist nach einem Jahr eingestellt worden, weil der sehr nüchterne Stil die Jugend vielleicht doch nicht überzeugte. Trotzdem gibt es hier natürlich noch das Archiv mit informativen Videos.

Beliebter und nicht mehr öffentlich-rechtlich ist der Youtube-Kanal „61 Minuten Sex“, der allerdings leicht „Mansplaining“lastig und heterogewichtig ist, weil Jan „Winter“ (also nicht Dr. Sommer…) das Zepter in der Hand hält. Hier wird aber endlich mal etwas lebendiger gesprochen, was uns ein klein bisschen an die wunderbare Laci Green, US-Sexualpädagogin und Youtuberin mit Millionen von Views, erinnert.

Warum bloß gibt es Laci Green nicht auf Deutsch? Generell könnten wir hier noch viel mehr englischsprachige Filme verlinken, aber die meisten werden wegen der Sprache abwinken. Also weiter auf Deutsch. Ein schönes Video über die Stimulation der Klitoris gibt es hier von Jennifer Wolff (ihre anderen Filme sind leider etwas arg langsam):

Der Funk-Kanal „Auf Klo“ hat leider keine klare Playlist für Sexualthemen, aber es gibt immer wieder welche:

Außerhalb von Youtube empfehlen wir folgende Webseiten, insbesondere für Informationen jenseits der Heteronorm:

https://diversmagazin.de/
https://brausemag.de/category/sexgender/
https://rainbowfeelings.de/

An Büchern gibt es natürlich das (wieder etwas heterolastige aber) wenig verklemmte Aufklärungsbuch „Make Love“. Ergänzend empfehlen wir „Sex. Was du schon immer wissen wolltest“ und „Frauenkörper neu gesehen“. Und für absolut jedes Mädchen* ist die Seite You’re Welcome Club eine herrliche Raststation in den Wirren der Sexualität.

So, das ist der Anfang: Her mit euren Ergänzungen!
1000 Dank an alles Jugendsozialarbeiter*innen!


Ergänzungen aus der Community (Update vom 20.9.2018):

 

Foto: Credit Sharon McCutcheon / Unsplash