Wir werben sexistisch – beachtet uns!

Neues Jahr, ganz alte Masche: Eine in Hamburg ansässige Firma wirbt mit Hilfe einer total angesagten, ultrahippen und (hier bitte einen weiteren nichtssagenden, ausgesprochen langweiligen Neologismus einfügen) Werbeagentur aber mal so richtig sexistisch. Mit Ansage und so cool sind wir jetzt einfach und hier, dingens – virales Marketing! Das ziehen wir jetzt knallhart durch.

 

Kann uns ja egal sein, Hauptsache irgendwelche feministischen Gutmenschinnen kriegen die Krise, flippen ein bisschen aus und keifen das für uns in die Presse.

Mensch, wenn das gut läuft, machen die mit ihren Shitstörmchens unsere Pressearbeit für umme und anschließend stellen wir die die Beiträge auf unsere Webseite und zeigen, dass uns das überhaupt nicht stört.

Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen – also nach ungefähr allen anderen. Baugewerbe, Autobranche, Vegangsta und was es da nicht alles schon gegeben hat. Spielt keine Rolle, weil besagte Hamburger Firma uns und allen anderen in „noch nie dageweser Weise“ ein Stöckchen hin hält und darauf wartet, dass wir drüber springen.

Und das machen wir ja auch oft genug. Sexistische Werbekampagnen und Produkte zu kommentieren und zu skandalisieren war und ist Teil der Arbeit von Pinkstinks – wenn wir uns davon einen Nutzen versprechen und die reelle Möglichkeit besteht, etwas zu bewegen. Protest ist für uns kein Selbstzweck. Deshalb überlegen wir uns genau, was wir wann und wie zu welchem Fall sagen. Die Gefahr, für eine vor sich hin dümpelnden Kampagne oder ein uninteressanten Produkt lediglich eine verkaufsfördernde Maßnahme zu sein, ist uns sehr bewusst. Das Phänomen, die vorhersehbaren Reaktionen von bestimmten Akteur*innen in den sozialen Medien zu vereinnahmen, gibt es schon länger und es wird noch zunehmen. Für solche Fälle müssen entsprechende Strategien entwickelt werden. Schweigt man die ganz tot? Zeigt man mit Beiträgen, wie gut man verstanden hat, dass man vorgeführt werden sollte, und wenn ja, wem außer dem eigenen Ego nützt das nach dem dritten Beispiel? Oder guckt man sich im Portfolio der Werbeagentur an, für wen die sonst noch so tätig sind, stellt ein paar inhaltliche Verbindungen her und wartet darauf, wer bei Facebook oder Twitter als erstes „Ihr Denunzianten!!!“ brüllt?

Alles nicht so einfach. Aber wir packen das auch 2017 so gewissenhaft wie möglich an und finden einen Weg.