Wo darf man noch einkaufen?

Jenen, die Spaß am Verkleiden haben, fällt es schwer, sich den Frühlingsbotschaften der Modeindustrie zu entziehen. „Erfinde dich neu! Kauf dir einen neuen Look!“ scheint es von allen Werbeplateaus zu schallen. Das kann ja auch höllisch Spaß bringen. Manche holen sich dann das neue Lieblingsteil für den Frühling vom Flohmarkt, von der Kleidertauschparty oder aus den ausrangierten Teilen der besten Freundin. Das ist hoch lobenswert und das Beste für die Umwelt! Manchmal ist die Lust aber zu groß und ein bisschen Geld übrig, sich etwas Brandneues zu kaufen.

Diese, in hübsches Seidenpapier und schicke Papiertüten verpackten blitzneuen Stücke kamen bei mir in solchen Situationen bisher von hessnatur. (Nicht immer. Ich sündigte auch bei H&M. Und Zara. Und vielen anderen Schlimmen. Aber selten.) Mit ihrer unfassbar guten Marketingstrategie hat man ständig 20%-Nachlass-Gutscheine im Briefkasten, da geht alles ganz schnell: Rauf aufs Fahrrad, rein in die Innenstadt, Gutschein vorgelegt, ein neues Teil im Schrank. In letzter Zeit haben mich die hessnatur-Kataloge jedoch irritiert. Ich fühlte mich bisher eher echt gut, dass ich mich vom biederen Charakter des Unternehmens nicht abschrecken ließ und wirklich tolle Teile zwischen den eher langweilig wirkenden Stücken suchte und fand. Seit neuestem fühle ich mich etwas veräppelt. Ich gebe ab und zu Geld aus für ein gutes Gewissen, kaufe aber bei einem Unternehmen, das ständig neue und immer größere Kollektionen auf den Markt haut und diese ein paar Wochen später zu Reduktionspreisen anbietet. Ist das noch nachhaltig? Die Teile gehören in Farbe und Schnitten immer mehr einer schnelllebigen Modewelt an. Werden Pastelltöne 2018 nicht schon wieder out sein?

Einige Recherche zeigt mir: hessnatur ist in der Nachhaltigkeitsbilanz immer noch hoch anzusiedeln und hat auch in den letzten Jahren ethische Projekte im Ausland unterstützt. Natürlich wäre es schöner, wenn die Kampagne für saubere Kleidung es geschafft hätte, den Laden zu kaufen, statt ein Schweizer Investor. Nur – hätten die das Unternehmen retten können? Überlebt ein Unternehmen für faire Kleidung nur mit gleichzeitigem Mitziehen im Modezirkus?

Und was ist eigentlich, wenn ich nicht nur fair und biologisch sondern auch feministisch einkaufen möchte? Im Angleichen an den Trend sind auch die Models bei hessnatur immer schlanker und jünger geworden. Wenn hessnatur schon sexy werden möchte, ginge das nicht so?

Auf der Suche nach Alternativen finde ich viele Seiten, die ich nur mittelmäßig heiß finde. Zum Beispiel finde ich bei Neon Moon die Idee und das Design der Seite wunderbar, aber die Produkte sind so gar nicht meins.


Ein bisschen Spitze und BHs, die mir Halt geben, sind mir lieber. Und immer, wenn Naturmode weg vom Sackkleid und etwas schicker wird, sind die Models wieder einheitlich dünn, was ich diskriminierend und nervig finde. Es hilft nichts: Das eine Label, das alle meine Ansprüche befriedigt, finde ich nicht. Deshalb hier eine kleine Shopping-Liste von Teilen einzelner Organisationen und Anbieter, die ich super finde und auf die ich spare – für den nächsten Frühlingsrausch!

Ganz oben auf der Liste: Der Queer Feminist Badass – Minirock von Sookees Label Springstoff! Von dem träume ich, seit er auf unserer Lieblingsmensch-Demo neben unseren T-Shirts im Verkaufsbereich hing. (siehe oben im Foto!)

Waschbär ist mir generell etwas zu sackig, aber die Models sind diverser als bei hessnatur. Diesen Tüllrock (in vielen Farben zu haben) finde ich grandios, um ihn unter andere Röcke oder Kleider ziehen.

Da ich neulich ja von coolen Alten sprach, möchte ich in 25 Jahren übrigens gerne so aussehen:

Gudrun rosa

Gudrun Sjoeden ist in der Tat ein sehr cooles Label. Sie hat auch Bio-Kleidung, zum Beispiel dieses nette Kleid:

Gestreiftes-Kleid-aus-OEko-Baumwolle-60703_60703-52.jpg-19498
Und was mache ich mit Schuhen? Ich bin ein großer Fan von Vivobarefoot, die zwar nicht durchweg vegan, aber unter strengen ethischen Kriterien produzieren. Diese Stiefel, u.a. um sie zu Kleid oder Sommerrock zu tragen, hätte ich zu gerne!

Das muss dann ja auch erst mal reichen für die nächsten Jahre. Und langlebig, auch im modischen Sinn, sind diese Teile allemal. Wenn ihr noch Tipps für coole, feministische, faire und ökologische Labels habt, schreibt sie immer gerne in die Kommentare! Danke!

Lieben Frühlingsgruß von Stevie

Foto ganz oben: Markus Abele