„Niemand hat gesagt, dass es einfach wird“ – so der Slogan des ausgezeichneten Hornbach-Videos, in dem eine Frau mit einem Vorschlaghammer überholte Rollenanforderungen an Frauen zerschlägt. Mit Pinkstinks versuchen wir genau das seit sechs Jahren. Und auch uns war immer klar, dass es nicht einfach wird. Aber gestern sind wir wieder ein ganzes Stück weiter gekommen.
Wir haben zum ersten Mal den „Pinken Pudel“ im Haus 73 verliehen und Werbung, Medien, Aktivist*innen und Politik in einem Raum versammelt, gefeiert, getanzt und diskutiert. Darüber, was gute Werbung ist, inwiefern Progressivität und Erfolg zusammenhängen, ob Werbung Realitäten nur abbildet, oder sie auch prägt.
„Werbung ist kein Spiegel, Werbung hat eine Verantwortung – Danke @pinkstinksde #pinkerpudel
— Janne Knödler (@jannealena) 1. März 2018
Vor 150 geladenen Gästen präsentierte Stevie ein „Worst of Werbung“ aus den letzten Monaten Werbemelder*in, Robert Franken sprach über die wirtschaftlichen Chancen von Diversität in Unternehmen und Julia Karnick erzählte, warum sie und ihre Tochter aufgehört haben, „Germanys Next Topmodel“ zu schauen. Das Podiumsgespräch der Juryteilnehmer*innen wurde moderiert von Katja Eichinger. Begleitet wurde der Abend musikalisch von den fantastischen James & Finnley, die neben eigenen Songs auch Beyoncés „Flawless“ und unseren Song „Not Heidi’s Girl“ performten.
Die Preisträger 2018
Der „Pinke Pudel“ soll progressive Werbung herausstellen, die mit Geschlechterrollenstereotypen bricht und zeigt, dass Mut und Erfolg sich nicht ausschließen. Ein perfektes Beispiel dafür ist seit Jahren die Hornbach AG, die deshalb einen der Jurypreise und den Publikumspreis gewonnen hat (Agentur: Heimat). „Man merkt, dass Hornbach Übung darin hat, ihre Baumarkt-Kund*innen zu verstehen und gleichzeitig mit ungesehenen Held*innenfiguren herauszufordern. Das lässt sie mutiger denken und casten“, begründet Jurymitglied und Werbeprofi Sabine Cole ihre Entscheidung.
Die Sparkasse begeisterte die Jury mit einer männlichen Fee in einer bundesweiten Digitalwerbung von Preuss und Preuss. Die Fee wird in der Kampagne nicht ironisch oder satirisch kommentiert, sondern ist eine entspannte Darstellung eines Mannes in als traditionell weiblich gelesener Kleidung.
Die Jury 2018
Sabine Cole, Agentur Loved / Thjnk (Hamburg)
Sabine Cole ist Head of Storytelling in einer Hamburger Redaktion für Corporate Publishing. Dort ist sie u.a. für zwei sehr große Automarken zuständig und kennt sich mit der männlichen Zielgruppe so gut aus dass sie weiß: Ohne Sexismus leben und arbeiten ist möglich!
Dr. Ralf Nöcker, Geschäftsführer GWA (Frankfurt)
Ralf Nöcker leitet den Gesamtverband Kommunikationsagenturen, Dachverband für Deutschlands große Agenturen wie Jung von Matt, Scholz und Friends, Philipp und Keuntje, BBDO und andere.
Stefanie Lohaus, Chefredakteurin Missy Magazine (Berlin)
Das Missy Magazine ist die bekannteste popkulturelle feministische Zeitschrift Deutschlands. Auch hier wird geworben – doch immer ohne Sexismus, Rassismus oder andere Diskriminierungen. (Foto: Paula Winkler)
Dr. Stevie Meriel Schmiedel, Gründerin und Geschäftsführerin Pinkstinks Germany e.V. (Hamburg)
Pinkstinks kämpft seit 2012 gegen Sexismus in der Werbung. Mit der von Dr. Berit Völzmann erarbeiteten Gesetzesnorm gegen Sexismus in der Werbung schaffte es Pinkstinks zu einer Debatte im Bundestag – daraufhin wurde die Organisation von der Regierung mit einem zweijährigen Monitoring sexistischer Werbung beauftragt.
Nils Pickert, Chefredakteur Pinkstinks.de (Hamburg)
Nils Pickert ist für die Einarbeitung von Zusendungen sexistischer Werbung an die Werbemelder.in zuständig, dem Meldeportal von Pinkstinks. Er bekommt täglich mehrere Zusendungen, die sexualisierte Gewalt oder groben Sexismus darstellen: Auf Flyern, Internetwerbung, PkW-Werbung und Plakaten.
Und wie geht’s weiter?
Von der Verleihung erhoffen wir uns eine Strahlwirkung vor allem auch in die mittelständische Werbung, in der noch viel zu oft mit Sexismus und überholten Geschlechtsrollenstereotypen gearbeitet wird. Das traurige Resümee: Über die Werbemelder*in haben wir in den letzten Monaten über 1.000 Einreichungen beanstandeter Werbung erhalten, nur sechs Einsendungen für Positivbeispiele erhielt der Pinke Pudel. Es gibt also noch viel zu tun! Was den Pinken Pudel angeht, gibt uns die Medienstaatsrätin Jana Schiedek jedenfalls Rückendeckung und sagte uns, sie wird alles daran setzen, die Preisverleihung weiterhin regelmäßig in Hamburg stattfinden zu lassen.
Fotos: Tom Menz