Jenseits von Lara Croft

 

Selbst Kampfsporterfahren, schenkte ich neulich meiner Kleinsten ein paar dicke Boxhandschuhe, damit sie ihre Wutanfälle lieber beim Sparring als an ihrer Schwester auslässt. Trotzdem: Als ein älterer Herr ihr neulich im Fahrstuhl seinen Daumen zum Lutschen hinhielt („Nimm doch den!“), als sie an ihrem herumknabberte, blieb mir die Luft weg, und ihr entgleiste das Gesicht zu einem beschämten Lächeln. Da helfen auch keine übernatürlichen Kampftricks. Was dann?

Ilga Schmitz aus Speyer schrieb uns gerade. Sie bietet Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Frauen an, und zwar für alle, egal ob fit oder unfit, mutig oder nicht. Denn Selbstverteidigung hat wenig mit Fitness zu tun. Sie schrieb:

„Von Mädchen wird erwartet, dass sie immer freundlich, höflich und rücksichtsvoll sind, auch wenn ihre Grenzen überschritten werden. Sie lernen Grenzüberschreitungen wie abfällige Bemerkungen, unerwünschte Berührungen, sexuelle Belästigung und rassistische Übergriffe nicht wahrzunehmen oder aus  Scham zu ignorieren. Mädchen  lernen zu selten, für sich selbst einzutreten und sich zu behaupten, wenn sie beschämt, bedroht oder angegriffen werden. In feministischen Selbstbehauptungskursen werden in Rollenspielen alltägliche Situationen, in denen Grenzen überschritten werden, nachgespielt und individuelle Handlungsalternativen erprobt. Es geht um das Entwickeln einer selbstbewussten Körperhaltung und um die Überwindung von Angst und Passivität.“

In solchen Kursen ist die Erfahrungswelt der Mädchen der Ausgangspunkt für Rollenspiele; die Kurse sind entsprechend konzipiert für die Altersgruppen 6-8 Jahre; 9-11 Jahre; 12-15 Jahre und 16-77 Jahre. Altersentsprechend wird sich mit den Themen Grenzüberschreitungen und (sexualisierte) Gewalt beschäftigt. Man lernt eindeutige Körpersprache und verbale Selbstbehauptungsstrategien. Außerdem lernen die Teilnehmerinnen effektive Selbstverteidigungstechniken für verschiedene Situationen, die nicht speziell trainiert werden müssen, um erfolgreich zu sein.

Ich bin begeistert und werde mich mal umschauen, wen es in unserer Gegend so gibt, der kleinen und großen Frauen beibringt, wie man in so einer Fahrstuhl-Situation reagiert. Und zwar nicht erst, wenn sich die Fahrstuhltür schon hinter dem älteren Mann wieder schließt und man mit Wut im Bauch weiterfährt.

Eine WenDo- oder „Jede kann sich wehren“-Trainerin aus eurer Region findet ihr über die Homepage des Bundesverbandes: www.bvfest.de. Für weitere Fragen zu Mädchen und Selbstbehauptung erreicht ihr Ilga Schmitz unter: frauennotruf-speyer@t-online.de.