Ruhig bleiben, konzentrieren und lächeln – das ist jetzt die Devise. Ein Jahr, nachdem wir unsere Kampagne gegen Sexismus in der Werbung gestartet haben, sind unsere Juristin Dr.in Berit Völzmann und ich mal wieder am Hauptbahnhof. Vor uns liegen Kanzleramt, Reichstag und Bundestag, immer wieder ein imposanter Blick. Schon einige Male habe ich jetzt meinen Personalausweis gezückt, meinen Pinkstinks-Rucksack nach Waffen durchleuchten lassen und bin in das architektonisch beeindruckende Bundestagsgebäude eingetreten. Manchmal werde ich gefragt, ob ich eigentlich nervös bin, wenn ich mit Politiker*innen spreche. Normalerweise sage ich nein: Ich habe so schreckliche Höhenangst, dass mich viel mehr die Frage beschäftigt, ob die Veranstaltung im Erdgeschoss oder womöglich in einer der höheren Etagen stattfinden wird: Die Fahrstühle sind gläsern, die Treppen freischwebend – ein Grauen! .
Und nein, frei sprechen ist mir wohl in die Wiege gelegt worden, genauso wie auf Tischen tanzen und mich zum Affen machen, da habe ich Glück. Aber dieses Mal bin ich tatsächlich nervös. Nicht, weil ich, in kleinem Kreis, auf die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD (Elvira Drobinski-Weiß) treffen werde sowie auf den UWG-Experten der SPD (Christian Flisek). Sondern weil wir so unglaublich weit gekommen sind. Wir haben innerhalb der SPD große Unterstützung, das Justizministerium prüft gerade unsere vorgeschlagene Gesetzesnorm – jetzt geht es darum, einflussreiche Protagonist*innen zu überzeugen. Oder aber nicht. Das wäre wie eine vorläufige Sackgasse – bis zur nächsten Legislaturperiode, wenn neue Akteure auf dem Spielfeld stehen.
Der Werberat ist bei diesem Treffen mit dabei, zu dem Frau Drobinski-Weiß eingeladen hat. Berit bestreitet mit ihrer juristischen Expertise den Großteil der Diskussion. Es geht vorrangig darum, ob eine rechtliche Grundlage als Ergänzung zum Werberat notwendig ist, und wenn ja, ob das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb der richtige Ort dafür wäre. Eine Stunde, dann steht der Entschluss, dass es noch lange keinen geben wird. Herr Flisek braucht noch weitere schriftliche Informationen von jeweils Pinkstinks und dem Werberat. Er sieht ganz klar einen Handlungsbedarf, überzogene Geschlechtsrollenstereotype in der Werbung zu regulieren. Ob das z.B. bedeuten könnte, dass der Werberat weitere Sanktionsmechanismen benötigt oder es tatsächlich eine Gesetzesnorm geben muss – und wie sie genau aussehen soll – bleibt offen.
Was wir Herrn Flisek schreiben werden, orientiert sich an unseren zahlreichen Blogbeiträgen zu unserer Gesetzesnorm. Der Brief ist die Basis für weitere Gespräche, für Diskussionen im Bundestag, für das nächste Treffen. Im nächsten Jahr geht es dann mit den gleichen Expert*innen in die nächste Runde. Die Politik hat unsere Botschaft aufgenommen und recherchiert. Wir gehen motiviert ins neue Jahr. Bitte bleibt auch ihr dran: Wenn uns weiterhin so viele wunderbare Menschen, wie ihr, anfeuern und unterstützen, können wir nur gewinnen. DANKE!
Eure Stevie
Berit und Stevie am Bundestag