Warum kann Ernstings Family das nicht machen?

Heute stellen wir euch zwei Projekte vor, die wir klasse finden – und uns fragen, warum sich solch innovative Ideen im Ausland realisieren lassen während bei uns in der Mode- und Medienindustrie so wenig feministisches passiert. Wir wollen das auch!

Das schwedische Label Monki hat zum Beispiel gerade ein „Monkifesto“ herausgegeben: Zehn Videos, in denen feministische Ideen gefeiert werden. Monki ist gerade den jüngeren unter euch sicher schon ein Name, auch in der Hamburger Innenstadt gibt es inzwischen eine Filiale. Ihr Code of Conduct liest sich gut, leider tut das der von H&M auch. (Gut, immerhin nennt Monki den WWF als „Partner“, was immer das heißen mag.) Auch ist Monki nicht generell an vielfältigen Körperformen orientiert, auch wenn die oft weiten Hosen und nicht immer übermäßig engen Schnitte mehr Spielraum erlauben. Im Stadtmagazin Prinz wird Monki trotzdem als „futuristisches Büllerbü“ beschrieben: “ Moderne Schnitte und knallige Farben treffen auf typische skandinavische Romantik mit Rüschen und Schleifen.“ Klingt sympathisch. Noch herzerwärmender sind aber besagte Videos, die Monki anlässlich ihres 10-jährigen Bestehens gebaut haben. Menstruation wird enttabuisiert, es wid über Selbstbefriedigung und Sisterhood gesprochen und feministische Aktivistinnen werden interviewt, die sich gegen Rassismus, Sexismus und Körperhass aussprechen. Wir sind begeistert.

Natürlich wäre es klasse, wenn NGOs wie Pinkstinks die Welt über Nacht feministischer machen könnten. Leider müssen wir zugeben: Wenn H&M plötzlich diverse Models nicht nur in Online-Videos, sondern auch in ihren Schaufenstern zeigen würden, würde das einer Weltrevolution gleichen. Deshalb war ich zufrieden, als ich neulich wenigstens mal ein Poster im H&M-Store entdeckte, auf denen Mädchen keine niedlichen Mäuse waren sondern aussahen wie bad-ass Heldinnen. Schweden, eben: Wenigstens etwas fortschrittlich.

hm-heldinnen

 

Für Mädchen, die nicht immer lächeln wollen, gibt es in den USA jetzt sogar ein richtiges Heft – nicht nur online, sondern zum Kaufen! Kazoo ist wahrscheinlich das erste Mädchenmagazin ohne Pferde und Lipgloss. Es geht um Experimente, Sport, Natur und Anderes was Mädchen so ab 5 Jahren eben interessiert.

 

Kazoo-Herausgeberin Erin Bried hat selbst jahrelang für Frauenmagazine gearbeitet bevor sie eine Tochter bekam und befand, es sei dringend Zeit für ein neues Mädchenmagazin. Gerade weil Mädchen in einer Welt aufwachsen, in der sie es schwerer haben werden als Jungen, sollte man sie schon früh erreichen und stärken. Die erste Ausgabe, die im September 2016 auf den Markt kam, wurde durch ein Crowdfunding-Projekt finanziert: Es war die erfolgreichste Crowdfunding-Aktion für ein journalistisches Projekt, die es je gegeben hatte. Das Magazin war sofort ausverkauft.

Mehr, mehr, mehr davon! Damit irgendwann ein Kazoo, auf deutsch, in den unteren Regalen der Zeitschriftenläden in Deutschland steht und Ernstings Family oder Peek & Cloppenburg Ermächtigungsvideos für Frauen drehen. Denn alles andere wäre, liebe Bekleidungsfirmen – soooo yesterday.

Lieben Gruß! Stevie und Team