Wie die Menstruation in die Tasse kommt

Ob Frau, Mann oder Enby: Die Menstruation ist etwas, das fast alle Menschen mit Gebärmutter und Vagina managen müssen. Fragst Du Dich, warum ich nicht einfach “Frauen” schreibe?

Weil es Frauen gibt, die keine Periode haben – sei es aus gesundheitlichen Gründen oder auch, weil sie Transfrauen sind. Und es gibt Männer, die Perioden haben. Zum Beispiel, weil sie mit einer Vulvina geboren wurden und ihnen so das weibliche Geschlecht bei Geburt zugeschrieben wurde: Transmänner. Dazwischen und daneben gibt es noch eine ganze Reihe von Menschen, die Perioden haben können, intergeschlechtliche Personen, Enby-Personen, die Vielfalt ist groß und schön. Eins haben wir Menstruierenden jedoch alle gemeinsam: Die Periode ist etwas, das wir managen müssen. Sei es in einem eher selten vorkommenden klassischen 28-Tage Zyklus wie aus dem Lehrbuch, oder etwas häufiger oder seltener.

Und: Auch Partner*innen von Menschen mit Menstruation haben hoffentlich ein bisschen eine Ahnung davon, was da so passiert. Also aus verschiedenen Gründen kein reines „Frauenthema“, wie ich finde, daher möchte ich auch alle Nicht-Menstruierenden an dieser Stelle einladen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Denn wie es schon im Werbespot eines Tampon-Herstellers hieß: Die Geschichte der Menstruation ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Angefangen bei blauer Flüssigkeit, Produkten, die die Menstruation da auffangen, wo sie passiert: In der Hand?! – und der Idee, dass Perioden etwas Unsauberes sind, das diskret vonstattengehen muss, schambehaftet und überhaupt: “Iieh, eklig!”

Ich hatte das große Glück, eine Mutter zu haben, die mit dem Thema sehr offen umging – und mir auch früh schon Mut machte, Tampons statt Binden zu benutzen. Sie sagt heute: hätte sie schon von Menstruationstassen gewusst, hätte sie sich das mit den Tampons allerdings auch gespart.

Menstruationstassen, auch Cups oder Kappen genannt, gibt es zwar schon seit den 30er Jahren, haben sich aber erst in den letzten Jahren zu einem Trendprodukt entwickelt.

Falls der Trend an Dir vorbeigegangen ist, hier eine kurze Erklärung: Eine Menstruationstasse wird wie ein Tampon in der Vagina getragen. Sie wird mit Hilfe verschiedener Faltungen ähnlich wie ein Tampon eingeführt, entfaltet sich und kann bis zu 12 Stunden im Körper bleiben. Dabei sammelt sie das Blut nur, und saugt es nicht auf. Dadurch wird die Schleimhaut nicht ausgetrocknet und die Vaginalflora bleibt ungestört.

Einige weitere Vorteile von Menstruationstassen:

Sie halten bis zu 10 Jahre
Keine Kosten mehr für Tampons oder Binden
Sind wiederverwendbar
Frei von Chemikalien, Bleichmitteln oder Parfüm
Lange Tragedauer von bis zu 12 Stunden
Kaum Wechsel unterwegs mehr nötig
Keine Geruchsbildung

Wie es aber bei Trendprodukte so ist: Es gibt schnell einen Markt für Fakes. Für einen Euro gibt’s bereits Billigware auf Amazon. Doch wie bei Tampons und Binden ergibt sich hier das Problem, dass über die Inhaltsstoffe dieser Produkte nicht viel bekannt ist – und ein Produkt, dass wir im Körperinneren tragen, direkt an unseren Schleimhäuten, sollte uns daher etwas mehr wert sein als ein Brötchen.

Es gilt also, darauf zu achten, dass das Material ein medizinisches Silikon ist, und zertifiziert. Manche Tassen sind auch aus TPE oder Kautschuk, aber das ist eher eine Ausnahme. Eine weitere Herausforderung bei der Suche nach der richtigen Tasse, ist die Suche nach dem passenden Modell bzw. der Größe. Hersteller*innen haben eine seltsame Vorstellung davon, teilen nach “vor Geburt und nach Geburt” oder Blutungsstärke ein. Das reicht aber leider nicht aus, da der Markt wirklich unüberschaubar groß geworden ist und sich Tassen eben nicht nur Durchmesser und Länge, sondern auch Volumen und vor allem Festigkeitsgrade unterscheiden. Heißt: Wenn jemand eine hat, die super ist, heißt das nicht, dass sie auch für Dich passt.

Was bleibt also: Beratung von Leuten, die sich auskennen – so wie mir. Knapp 2 Jahre lang habe ich persönliche Beratungen für einen Onlineshop per E-Mail gemacht, und ich deckte nur einen Teil der Beratungen ab – so standen wir ständig vor dem Problem, persönliche Beratung ist zwar super, aber eben zeitaufwändig, personalintensiv, und führt nur langsam zum Ziel. Aber so habe ich viel über die verschiedenen Modelle, die so auf dem Markt sind, gelernt, und so kam ich dann letzten Endes auf die Idee, eine automatisierte Beratung zu programmieren. Wir haben quasi mein Gehirn in eine Datenbank ausgelagert – und das funktioniert wunderbar!

Seit März 2017 ist unser Projekt, der Tassenfinder, nun online. Zusätzlich zu dem Fragebogen bieten wir wichtige Zusatzinfos über Benutzung und Reinigung der Menstruationstassen. Mit dem Tassenfinder schließen wir diskret eine Beratungslücke und verweisen bei Interesse an unsere Partnershops, wo die entsprechenden Produkte erworben werden können. So hoffen wir auch, das Projekt in Zukunft finanzieren zu können, indem wir Provisionen über diese Shops erhalten.

Die Geschichte der Menstruation wurde viel zu lange missverständlich erzählt. Mit dem Tassenfinder wollen wir unseren Teil zur Aufklärung über die Periode beitragen.

Quelle Bilder: Tine Trommer/tassenfinder.de