Was vom Jahre übrig blieb

 

2013 war ein anstrengendes aber in vieler Hinsicht auch ein gutes Jahr. Wir haben deutschlandweit Straßentheater gegen Germanys Next Topmodel gespielt, das Barbie Dreamhouse gerockt, sexistische Produkte und Werbung vom Markt geshitstormed, gegen Sexismus in der Werbung demonstriert und mit dem Werberat debattiert. Wir haben angefangen, in Schulen Theater gegen den Schönheitswahn zu spielen und spannende Kampagnen (z.B. gegen GNTM) für 2014 geplant. Und vor allem haben wir viele liebe Menschen kennen gelernt, die uns in unserem Anliegen unterstützen. Wir haben uns mit anderen Organisationen und Aktivist*innen vernetzt, die grandiose und bewundernswerte Arbeit machen. Und davon gibt es viele, und es sind in 2013 noch mehr geworden.

Gestartet hat das Jahr, in feministisch-aktivistischer Hinsicht, mit #Aufschrei. Und genau deshalb war 2013 so gut, weil die gesellschaftlichen Debatten darüber, wie  unsere Alltagserfahrungen von Sexismen und Rassismen besetzt sind, zeigen, dass sich die Menschen in Deutschland darüber Gedanken machen, worauf es wirklich ankommt: Wie wollen wir als Gesellschaft zusammenleben? Wie verhalte ich mich meinen Mitmenschen gegenüber?

Und deshalb war 2013 auch so anstrengend, weil es viel Zeit und Kraft kostet, diese Debatten insbesondere in die Köpfe derjenigen zu bekommen, die sie als Zumutung begreifen und als überflüssig abtun. Für solche Menschen fühlen sich die Zeiten, in denen wir leben, immer neurotischer an, weil sich über „jede Kleinigkeit“ beschwert wird. Blackfacing bei „Wetten Dass“ und Frauen, die für das ZDF zur Fußball EM Bälle in Waschmaschinen kicken. Sexismus-Aufschrei und rosa Ü-Eier extra für Mädchen. Viele sind genervt, weil sie den Eindruck haben, dass nur noch reflexartig auf alles reagiert wird, das nicht den politischen korrekten Normierungen der Gegenwart entspricht: „Herr Professorin“ – so weit kommt es ja wohl noch?! Früher haben/sind wir doch auch…Und muss man sich wirklich an jeder unwichtigen Kleinigkeit aufhängen?!

Ja, muss man. Denn es sind keine Kleinigkeiten, sondern Dinge, die wir als Gesellschaft viel zu lange ignoriert und liegen gelassen haben. Den #Aufschrei gab und gibt es nicht deshalb, weil den Protagonist*innen irgendwie langweilig gewesen wäre, wie bei feministischen Debatten immer wieder von irgendwem behauptet wird. Sondern weil Alltagssexismus schon viel zu lange Teil unserer Kultur ist. Endlich stellt man die Fragen, die jetzt in ihrer geballten Präsenz vielleicht nervig und anstrengend wirken mögen. Aber was wäre denn die Alternative? Klar, man könnte es auch in Ordnung finden, wie in der Presse mit der Nachricht umgegangen wird, dass Ursula von der Leyen voraussichtlich das Verteidigungsministerium übernimmt. Man lacht ein bisschen darüber, dass sie im „Bericht aus Berlin“ als Lara Croft dargestellt wird und über die scheinbar unvermeidlichen Vokulhila– und „Hat die denn auch gedient“-Witze: „Alles hört auf Uschis Kommando!“

Was ein Spaß aber auch. Und bevor es zu Missverständnissen kommt: Selbstverständlich wird man ja wohl noch einen Spaß machen dürfen. Genauso selbstverständlich wird man sich allerdings die Frage gefallen lassen müssen, was genau daran lustig sein soll.

Und genau das wird Pinkstinks auch 2014 tun. Bei Leuten, die Ironie benutzen, um ihre Produkte möglichst plakativ mit Sexismen verkaufen zu können, mal nachfragen, ob sie das auch genau durchdacht haben. Sich im allgemeinen Eifer der Geschlechtsfixierungen laut darüber wundern, wozu das gut sein soll und wem es nützt. Texten, tanzen und Theater spielen. Demonstrieren, diskutieren, illuminieren.

2014 wird ein gutes Jahr. Mit euch! Und mit ganz viel Texten, Aufrufen und Aktionen gegen Sexismus in der Werbung und limitierende Rollenzuschreibungen. Wir verabschieden uns von euch bis zum nächsten Jahr und sehen uns dann in gewohnter Lust an der konstruktiven Auseinandersetzung und Freude daran, Geschlechterklischees ordentlich durcheinanderzuwirbeln! Und bis dahin von uns einen großen, herzlichen Dank, für all euer Mitdenken, Mitdiskutieren, Flyer verteilen, Stickern, Mitlesen und Helfen. DANKE!

Stevie, Nils und das ganze Team von Pinkstinks