Aus allen Wolken gefallen

Gestern haben wir uns seit längerem mal wieder über eine Pinkwatch Gedanken gemacht, weil wir die Wochen zuvor stattdessen an der Heidiwatch gesessen haben. Was sollen wir machen, was bietet sich an? Eine Technologiefirma, die ihre Produkte nicht nur zusammenhangslos mit Unterwäschemodels bewirbt, sondern auch noch ihr vorgebliches Recht darauf verteidigt? Sexistische Kaffeewerbung?

Aber dann kam wieder einmal alles ganz anders und ging schneller als gedacht. Eine Userin wies uns auf eine Anzeige von Air Berlin hin, in der eine sehr tief ausgeschnittende Stewardess lasziv in die Kamera blickt. Daneben die Aufforderung „Schnapp sie dir!“ Das wollten wir so nicht stehen lassen, haben uns ein Bild von einer echten Air Berlin Flugbegleiterin herausgesucht, die Bilder gegenüber gestellt und die Leute von der Fluggesellschaft auf Twitter gefragt, ob ihnen vielleicht irgendetwas auffällt.

Bei Air Berlin fand man das ziemlich witzig.

Es ist aber nicht witzig, sondern ein großes Problem. Flugbegleiterinnen, die auch gerne mal abwertend mit dem Begriff „Saftschubse“ (2004 in den Duden aufgenommen) bezeichnet werden, haben nicht nur einen stressigen, nicht sonderlich gut bezahlten Job, sondern sind in ihrem Berufsalltag ungebetenen Anzüglichkeiten und sexualisierten Übergriffen ausgesetzt. Es gibt Fluggesellschaften, die von ihren Flugbegleiterinnen bei einer anstehenden Heirat um Erlaubnis gefragt werden wollen und mit einer Entlassung drohen, falls diese schwanger werden. Und weibliches Boardpersonal wird auch nicht nur in den berüchtigten Ryanair Kalendern als Sexobjekt inszeniert.

Ryanair

Das machen auch andere.

Russian Airline

Air Berlin ist ganz gewiss nicht für allen Sexismus über den Wolken verantwortlich. Aber die Flugesellschaft täte gut daran, diesen nicht noch zu befeuern und sich verantwortlich für seine Angestellten zu zeigen. Andernfalls gilt nämlich

Nils Pickert