Richtungsweisend

Na, Amazon, hast du wirklich gedacht, wir lassen dich dieses Jahr vom Haken?! Wo du es doch gerade so schwer in deinem Weihnachtsgeschäft hast, weil die Gewerkschaft ver.di deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Streiks auffordert – und das in den gewöhnlich umsatzstärksten Zeiten. Wo du 2013 wegen deiner umtriebigen Geschäftsgebaren sowieso schon schlechte Presse hattest und Kleinverlage einen couragierten Versuch unternehmen, die Zusammenarbeit mit dir erfolgreich aufzukündigen, weil sie nicht länger gewillt sind, dir alles in allem 65 % Rabatt zuzugestehen.

Gut, die großen Verlagshäuser hast du nach wie vor am Gängelband, weil sie es sich momentan noch nicht leisten können, auf dich als Absatzmarkt zu verzichten: Sie haben es halt vor Jahren verbockt, eine eigene Plattform auf die Beine zu stellen. Aber trotzdem: Irgendwie war 2013 der Wurm drin und zum Jahresabschluss bohren wir gerne nach. Denn neben den genannten Missständen stinkt uns gewaltig, dass du deine Kundschaft undankenswerterweise an die Hand nehmen willst, um ihr zu zeigen, was sie am besten für Mädchen und für Jungen an Spielzeug kaufen sollte. Nein wie praktisch. Da müssen wir uns als Käufer*innen ja gar keine Gedanken mehr darüber machen, was Kinder wollen könnten. Stattdessen reicht es, durch  Mädchenthemen (Monster High, Hello Kitty, Disney Princess und High School Musical) und Jungsthemen (Lego Hero Factory, der Hobbit, Transformers, Star Wars) zu klicken und schon weiß man, welches Geschlecht womit zu spielen hat. Wie richtungsweisend einfach. Und weil Weihnachten bald vorbei ist, gilt die Geschlechtertrennung auch für Geburtstagspartys.

Damit niemand vergisst, wie man zu sein und was man zu kaufen hat. Aber wir haben keine Lust auf deine „perfekte Party“. Stattdessen versprechen wir unseren Leser*innen, dass sie außerhalb dieses Textes auch weiterhin bei uns keine Links finden werden, die auf deine Seiten führen. Und wir schlagen allen Leuten vor, bei dir nicht mehr einzukaufen. Das ist nur folgerichtig, wenn man bedenkt, dass du deinen Angestellten eine Bezahlung nach Einzel- und Versandhandelstarifen mit dem Hinweis vorenthältst, die anfallende Arbeit bestünde in der Hauptsache nur aus Logistik. Du brauchst uns als Kund*innen ja auch gar nicht, denn du bist ja nicht der weltweit größte Versandhändler, sondern ein Logistik-Unternehmen. Klar, verstehen wir! Und in diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten, Amazon!