Puppentheater

Die Modepuppe Lammily ist von ihrem Schöpfer Nickolay Lamm nach einer äußerst erfolgreichen Crowdfunding Phase zur Marktreife gebracht worden und kann nun, pünktlich zu Weihnachten, erworben werden. Wir haben uns schon länger darauf gefreut, hatten aber auch einige Bedenken: Lammily (hätte die nicht Nicky, Kolay, Lammy oder sonstwie heißen können?!) repräsentiert weiterhin ein sehr westliches, sehr weißes Schönheitsideal, das mitnichten den globalen „Durchschnitt“ abbildet. In dieser Hinsicht gibt es mit den „Queens of Africa“ ein interessanteres Projekt, das sich beispielsweise in Nigeria besser verkauft als Barbie.

Queens of Africa

Trotzdem feiern wir Lammily. Weil hier endlich der Grundidee Rechnung getragen wird, dass wir nicht sein können und sein wollen, was wir nicht zu sehen bekommen. Denn auch wenn es „nur“ Puppen sind und wir auf Facebook schon spannende Diskussionen darüber geführt haben, ob Kinder zwischen fiktiven Figuren und der Realität unterscheiden können – es gibt aussagekräftige Studien darüber, dass sich das unrealistische, körperfeindliche Erscheinungsbild von Barbie schädlich auf die Selbstwahrnehmung und das Körperempfinden von jungen Mädchen auswirkt. Barbie scheinen einige Rippen und inneren Organe zu fehlen.

Lammily vs Barbie

Lammily hingegen wirkt deutlich lebensnäher und stabiler: Sie kann sogar selbst stehen und hätte sicher auch keine Schwierigkeiten damit, eine Programmiererin zu sein. Wenn Barbie so ein Erwerbsbiographie angedichtet wird, braucht sie Hilfe von Männern und muss am Ende gerettet werden, weil sie „aus Versehen“ einen Computervirus erschafft. Bei Lammily gibt es im Shop sogar das, was die FAZ in einem Artikel als „die Plagen des Alltags“ bezeichnet: Pickel, Leberflecken, Sommersprossen, Schwangerschaftsstreifen, Kratzer und blaue Flecke – um nur einige zu nennen. Tatsächlich sind das nämlich nicht die Plagen des Alltags, sondern die normalen Spuren, die das Leben auf der Haut eben hinterlässt. Mit den kleinen Aufklebern können Kinder an Lammily sogar Mamas letzte Schwangerschaft oder den Tag nach dem Kickbox-Turnier nachspielen. Aber was sagt eigentlich die Zielgruppe zum Produkt?

Go Lammily!

Nils Pickert