Noch 313 Jahre bis zur Gleichberechtigung

Wann sind wir endlich gleichberechtigt?

131 Jahre1 dauert es noch, bis wir alle gleichberechtigt leben können – das hat das Weltwirtschaftsforum für den Global Gender Gap Report 2022 ausgerechnet. 131! Was für eine erschreckende Zahl! Und wenn wir uns einen anderen Bericht von UN Women anschauen, dauert es sogar noch 285 Jahre2, bis wir weltweit eine rechtliche Gleichstellung ohne diskriminierende Gesetze erreicht haben. In beiden Berichten werden unterschiedliche Kategorien untersucht – und doch kommen sie zu dem Ergebnis: Gleichberechtigung, das dauert noch. 

Am Internationalen Frauentag am 8. März schmücken sich viele mit tollen Worten und oberflächlichen Gesten. Wenn wir aber von Zahlen wie 131 oder gar 285 Jahren lesen, ist uns ganz schnell klar, dass wir keine Blumen oder Geschenke zum Weltfrauentag brauchen – der Tag muss ein Tag der politischen Forderungen sein. Also doch ein feministischer Kampftag, wie er in feministischen Bewegungen oft genannt wird.

Aber in Deutschland sind wir doch viel weiter, oder? Leider nein.

Okay, hier haben wir mit Artikel 3 des Grundgesetzes die rechtliche Grundlage für eine gleichberechtigte Gesellschaft. Allerdings: Ob Gewalt gegen Frauen und weiblich gelesene Personen, Lohnunterschiede oder auch Repräsentation und Sichtbarkeit – in fast allen Bereichen unseres täglichen Lebens werden Frauen noch immer benachteiligt.
Ein paar Beispiele:

  • Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann, eine Frau zu töten – und das ist nur die von der Polizei registrierte Zahl. Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch die Hand ihres (Ex-)Partners. Eine Statistik, die aufzeigt, wie weit wir noch davon entfernt sind, dass Frauen ohne Angst leben können.

  • Ein anderes Beispiel ist der Gender Pay Gap, also der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen3. Der liegt in Deutschland auch 2022 pro Stunde bei 18 % – bereinigt immer noch bei 7 %. Als unmittelbare Folge davon sind Frauen viel häufiger von Altersarmut bedroht und dann ist da noch der bittere Equal Pay Day. Er markiert den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, wenn die Lohnlücke von 18 % in Tage umgerechnet wird. Frauen arbeiten dieses Jahr 66 Tage umsonst, erst ab dem 07.03.2023 würden Frauen für ihre Arbeit bezahlt werden. Aber immerhin tut sich hier etwas: Das Bundesarbeitsgericht hat in einem Grundsatzurteil entschieden, dass Arbeitgeber*innen vom Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ nicht abweichen dürfen, nur weil Männer höhere Gehaltsforderungen stellen als Frauen.

Also wirklich noch 131 Jahre?! 

Das ist uns bei Pinkstinks viel zu lang. Am liebsten würden wir natürlich jetzt sofort in einer Gesellschaft leben, in der alle Geschlechter gleichberechtigt sind. Dass das nicht so schnell klappt – okay, haben wir verstanden (auch wenn wir das überhaupt nicht gut finden!). Aber spätestens unsere Kinder und Enkel*innen sollen die Chance bekommen, gleichberechtigt zu leben – nicht erst unsere Urenkel*innen oder die Generationen danach. Daran arbeiten wir bei Pinkstinks hart, denn: Das muss doch alles schneller gehen! Wir setzen auf: Bildung! Und zwar auf allen Ebenen: Kitas & Schulen, Unternehmen, die breite Öffentlichkeit. Ganz unterschiedliche Menschen, die wir mit ganz unterschiedlichen Kampagnen und Angeboten ansprechen. In denen wir auf Augenhöhe und mit viel Humor erklären, wie sich fehlende Gleichberechtigung und Sexismus im Alltag äußern, wie fehlende Gleichberechtigung und Sexismus allen Geschlechtern schaden und was jede*r Einzelne dagegen tun kann. Natürlich sind wir auch Teil des frisch gegründeten Bündnisses „Gemeinsam gegen Sexismus”, aufgebaut vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und von der EAF Berlin. Das gemeinsame Ziel: einen öffentlichen Raum zu schaffen, in dem sich alle Menschen – egal welchen Geschlechts – sicher fühlen können, egal zu welcher Uhrzeit.

Ein ganz großes Thema auf dem Weg zur Gleichberechtigung: körperliche Selbstbestimmung. Warum darf in unserer Gesellschaft Menschen vorgeschrieben werden, ob sie ein Kind austragen oder nicht? Denn wenn sie sich dagegen entscheiden und eine Schwangerschaft abbrechen lassen – ist das grundsätzlich strafbar. Ja, wir reden hier vom deutschen Staat, der Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellt – ein Abbruch ist nur unter streng geregelten Ausnahmen möglich. Warum das zutiefst sexistisch ist und einer gleichberechtigten Gesellschaft widerspricht, erklären wir in unserem aktuellen Video.

Hier kannst du unser Video auch auf Vimeo schauen. 
Du willst das Video teilen? Dann schau doch mal auf Instagram oder Facebook.

Der Bericht weist auch auf eine besorgniserregende Kehrtwende bei der Armutsbekämpfung hin, eine Entwicklung, die durch die aktuell steigenden Preise noch verschärft werden könnte. Bis Ende des Jahres werden etwa 383 Millionen Frauen und Mädchen in extremer Armut leben, verglichen mit 368 Millionen Männern und Jungen. Viele weitere werden in den meisten Teilen der Welt nicht über ein ausreichendes Einkommen verfügen, um ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und eine angemessene Unterkunft zu decken.

Mit solchen Clips und vertiefenden Texten richten wir uns an die breite Öffentlichkeit, die wir über unsere Social-Media-Kanäle und unsere Website erreichen. Unsere „Schule gegen Sexismus“, die genau darauf aufbaut, ist sogar mit dem Smart Hero Award in der Kategorie Gender Equality ausgezeichnet worden. Doch damit sich nachhaltig etwas ändern kann, muss Sensibilisierung schon viel früher anfangen: in Kitas und Schulen. Unsere oft nachgefragte Broschüre Rosa für alle!“ richtet sich an Erziehende und Eltern von Kita-Kindern und thematisiert das Problem stereotyper Geschlechterrollen. Unser Arbeitsheft gegen Sexismus für die Mittelstufe wird im Paket mit unseren Postern gegen Sexismus für den Klassenraum von vielen Lehrkräften bundesweit im Unterricht eingesetzt. Immer mehr Städte und Kommunen statten all ihre weiterführenden Schulen damit aus. Denn egal ob Lehrer*innen oder Bürgermeister*innen, sie alle wissen: Gleichberechtigung tut allen gut.

Noch 131 Jahre, bis wir in einer Gesellschaft leben, die allen guttut? Das dauert noch viel zu lang! Unterstütze unsere Arbeit – damit wir alle gemeinsam daran arbeiten können, dass es schneller geht!


1 Der Global Gender Gap Report wurde 2022 veröffentlicht. Dem Report zufolge dauert es noch 132 Jahre bis zur Gleichberechtigung. Wir haben diese Zahl um ein Jahr heruntergerechnet für das aktuelle Jahr 2023.

2 Der Bericht von UN Women wurde 2022 veröffentlicht. Dem Bericht zufolge dauert es noch 286 Jahre, bis eine rechtliche Gleichstellung ohne diskriminierende Gesetze erreicht ist. Wir haben diese Zahl um ein Jahr heruntergerechnet für das aktuelle Jahr 2023.

3 Leider werden in den Statistiken nur die binären Geschlechter „Frau“ und „Mann“ berücksichtigt. Zu anderen Geschlechtern liegen uns keine Daten vor. 

Wenn wir in unseren Texten von Frauen und Mädchen bzw. Männern und Jungs sprechen, beziehen wir uns auf die strukturellen und stereotypen gesellschaftlichen Rollen, die alle weiblich und männlich gelesenen Personen betreffen. Wenn wir die Adjektive „weiblich” oder „männlich” benutzen, beziehen wir uns ebenfalls auf die stereotypische gesellschaftliche Verwendung der Begriffe.

Kommentare zu diesem Text könnt ihr uns in unseren Netzwerken hinterlassen und dort mit fast 140.000 Menschen teilen!

Bildquelle: Pinkstinks Germany e. V.